Der "Trumpshake"

Der "Trumpshake"

Vornehmlich in der westlichen Welt ist das Händeschütteln ein übliches Ritual beim Begrüßen und Verabschieden. Es steht als Symbol für Friedens- und Vertragsabschlüsse, verkörpert Respekt und zeugt von guter Etikette. Doch der Handschlag ist auch eine soziale Rangbestimmung, was vor allem bei Donald Trump immer wieder deutlich wird.

Donald Trump ist ein Machtmensch. Das ist im Kreise vieler Spitzenpolitiker keine Seltenheit. Doch für den Milliardär, der die Aufgaben des amerikanischen Präsidenten mit der Führung eines (erfolgreichen) Unternehmens gleichsetzt, ist Macht nahezu obsessiv. Dieser Mann verkörpert Hierarchie, Disziplin und das Einstehen für seine Werte. Ein Mittel, um dies außenpolitisch zu demonstrieren, ist der Handschlag, der beim amerikanischen Präsidenten zweifelsohne sehr ausgefallen ist.
Donald Trumps Machtspiele wurden schon im Wahlkampf gegen Hillary Clinton deutlich:  Während die beiden sich im ersten Fernsehduell die Hände geben, tätschelt Trump den Rücken seiner Konkurrentin. Für viele Zuschauer ist es womöglich lediglich ein freundlicher Handschlag, der gar nicht weiter auffällt. Geübte Augen sehen jedoch den wahren Sinn der Geste, denn Trump möchte demonstrieren: „Ich habe dich in der Hand und ich nehme dich nicht für voll.”
Im zweiten Fernsehduell ist höchstens ein kurzes Kopfnicken zur Begrüßung zu bemerken. Der Zuschauer sieht, dass sich die Fronten verhärtet haben und eisern um Stimmen gekämpft wird. Da ist nicht viel Zeit für Zutraulichkeiten!
Auch nach seiner Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika lässt Trump nicht von seinen Spielchen ab. Er versucht bei öffentlichen Auftritten durch den Handschlag seine Macht zu demonstrieren. Mittlerweile wissen einige Politiker, was sie bei einer Zusammenkunft mit Trump erwartet und umgehen geschickt seinen Handschlag. Wir zeigen Ihnen vier Treffen mit Spitzenpolitikern, die besonders große Aufmerksamkeit erlangt haben.

  1. Shinzo Abe

In den Genuss des “Trumpshake” kam der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe bei seinem Besuch im Oval Office im Februar.

Geschlagene 19 Sekunden dauert der Handschlag zwischen den beiden Staatsoberhäuptern. Immer wieder rüttelt der amerikanische Präsident an der Hand des Ministers, tätschelt diese und zieht ihn ruckartig zu sich. Die Freude in Abes Gesicht nach dem intensiven Handschlag hält sich in Grenzen. Der Japaner scheint enorm erleichtert, als Trump seine Hand loslässt. Ein fester Händedruck mag in der westlichen Welt ja als Ausdruck von Stärke, Selbstvertrauen und Macht sein. In Japan hingegen gilt diese Art der Begrüßung jedoch als grobe Unhöflichkeit.

  1. Justin Trudeau

Etwas glimpflicher kam der kanadische Premierminister Justin Trudeau davon. Vermutlich hatte Trudeau Trumps Verhalten zuvor eingehend studiert. Denn beim ersten Aufeinandertreffen widerstand er dem Handschlag, indem er dem amerikanischen Präsidenten die Hand reichte und gleichzeitig seine rechte Schulter ergriff. Zwar fiel dieser Handschlag auch intensiv aus, jedoch hält Trudeau durch das Packen von Trumps Schulter diesen auf Distanz und bewahrt so die Kontrolle.

Später im Oval Office verhält sich Trump beim rituellen Händeschütteln vor der Presse zurückhaltend. Die Staatsoberhäupter reichen sich kurz die Hände, außerdem tätschelt Trump nicht die Hand Trudeaus, wie es beispielsweise bei Shinzo Abe der Fall war.

 

  1. Angela Merkel

Ganz besonderes Aufsehen erregte das Zusammentreffen von Kanzlerin Angela Merkel und Donald Trump. Bei der Pressekonferenz im Weißen Haus verweigert der mächtigste Mann der mächtigsten Frau der Welt den Handschlag.

Journalisten fordern einen Handschlag zwischen Trump und Merkel. Schon während der Aufforderung schüttelt Trump als Antwort leicht den Kopf und richtet diesen demonstrativ weg von der Kanzlerin. Merkel scheint sichtlich irritiert, als Trump nicht auf ihre Frage nach einem Handschlag eingeht und stattdessen weiterhin auffällig in eine andere Richtung blickt. War es ein Fauxpas oder ein Missverständnis? Die Medien spekulieren darüber. Sprecher Sean Spicer deklarierte es einen Tag danach als Missverständnis und meint, Trump hätte die Frage überhört. Als peinliche Szene wird es aber den Menschen in Erinnerung bleiben.

  1. Emmanuel Macron

Ein ganz besonderes Duell beim Händeschütteln liefert sich Trump mit dem frisch vereidigten französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

In diesem Fall hält Macron die Hand des amerikanischen Präsidenten für eine längere Zeit fest, dabei presst er seine Lippen zusammen und schaut Trump tief in die Augen. Bei genauem Hinsehen scheint Trump sich sogar frühzeitig aus dessen Griff lösen zu wollen.
Im Rahmen des Nato-Gipfels steuerte Macron auf eine Gruppe von Staats- und Regierungschefs zu. Zunächst wirkt es so, als würde er direkt auf den Präsidenten zulaufen. Doch dann kommt es ganz anders – er ignoriert ihn.

Der französische Präsident begrüßt zunächst Angela Merkel, es folgen weitere Staatsoberhäupter. Als Trump endlich an der Reihe ist, vollzieht er wieder seinen typischen Handschlag und reißt Macrons Hand ruckartig an sich. Doch der Franzose lässt sich das nicht gefallen und versucht die Kontrolle im Händeringen zu erlangen, indem er Trumps Unterarm wegdrückt.
In einem Interview mit einer französischen Sonntagszeitung verriet Macron, dass er beim ersten Handschlag bewusst fest und lange zugegriffen habe. Er wollte sich damit Respekt verschaffen. Zwar störe ihn diese Logik des Kräftemessens, doch wenn Trump dieses Spiel spielen möchte, so würde er natürlich mitspielen.

Was will Trump uns damit zeigen?

Mit seinem Handschlag kommuniziert Donald Trump Stärke und Macht. Durch den intensiven Handschlag nimmt er sein Gegenüber für sich ein, dieser kann die Situation durch das Heranziehen kaum noch kontrollieren.
Darüber, ob der Handschlag gleichzeitig ein politisches Statement ist, lässt sich nur spekulieren. Schließlich ist zu bedenken, dass der Handschlag von Staatspräsidenten als Symbol gilt, das gerne Mal etwas länger andauert, um der Presse Zeit für das passende Foto zu geben. Trump versucht auf jeden Fall von Beginn an seine Macht zu demonstrieren und signalisiert damit, dass er jedes Treffen dominieren möchte.

Tipps für einen positiven ersten Eindruck

Fernab von den Machtspielen ist ein Handschlag die erste körperliche Begegnung zwischen zwei Menschen und bestimmt somit vor allem den ersten Eindruck. Gleichzeitig kann ein Handschlag viel über einen Menschen verraten: Greift eine Person während eines Handschlags fest zu, demonstriert sie dadurch Stärke, aber auch mangendes Feingefühl. Regt sich die Hand des Gegenübers gar nicht, kann auf Desinteresse geschlossen werden. Lässt eine Person während des Händeschüttelns eine Hand in der Hosentasche, zeugt dies von Unhöflichkeit.
Um bei einem ersten Aufeinandertreffen – sei es mit Schwiegereltern oder potentiellen Arbeitgebern – zu überzeugen, sollten Sie folgende Punkt beachten:
In der Regel dauert ein Handschlag drei bis vier Sekunden und sollte fest ausfallen. Auch wenn häufig vom ‚Händeschütteln’ gesprochen wird, sollten Sie nie die Hand Ihres Gegenübers schütteln. Zudem sollten Sie immer darauf achten, dass Ihre Hand trocken ist. Versuchen Sie beim Handschlag den Zeigefinger auf die Innenseite des Handgelenks ihres Gegenübers zu legen. Dadurch können Sie zusätzliche Sympathiepunkt sammeln.
Es gehört noch mehr dazu, um einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen. Wichtige Eigenschaften sind beispielsweise „Wärme“ und „Vertrauen“. Ohne sie können wir andere auch nicht als kompetent beurteilen. Gerade in Bezug auf beruflichen Erfolg zählt also nicht nur die Tatsache, wie stark unser Händedruck ausfällt, oder wie klug und intelligent wir sind, sondern noch viel mehr, ob wir anderen vertrauen können und Empathie empfinden.

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